Wie läuft ein Bewerbungsgespräch für die Stelle eines königlichen Lakaien ab? Wie sieht das Leben der Bediensteten im Buckingham Palace aus? Was sind die überraschenden Gewohnheiten der Windsors, die nur ihre Assistenten kennen? Und wie leicht ist es, die Königin zu töten (wenn man sich dieses Ziel setzt)? Erfahren Sie von dem Mann, der das scheinbar Unmögliche geschafft hat - das gesamte Sicherheitssystem des Palastes zu umgehen und in das Herz der britischen Monarchie einzudringen.
Im Jahr 2003 nahm der Daily Mirror-Journalist Ryan Parry einen Job im Buckingham Palace an. Als Lakai für zwei Monate entdeckte er nicht nur, wie die berühmteste königliche Familie der Welt wirklich lebt, sondern auch die klaffenden Lücken in ihrer Sicherheit. Ryan Parry veröffentlichte daraufhin einen Enthüllungsbericht, der weltweit für Schlagzeilen sorgte. Hier ist eine Erinnerung.
"Acht Wochen lang hatte ich als königlicher Lakai ungehinderten Zugang zum Buckingham Palace", erinnert sich der Reporter Ryan Parry. - Wenn ich ein Terrorist gewesen wäre, der die Königin oder Präsident George Bush töten wollte, hätte ich meinen Plan mit unglaublicher Leichtigkeit ausgeführt.
Nicht ein einziges Mal, von dem Moment an, als ich mich für die Stelle beworben habe, bis gestern Abend, als ich offiziell gekündigt habe, hat irgendjemand einen gründlichen Hintergrundcheck über mich durchgeführt, Fakten aus meiner Vergangenheit. Nicht ein einziges Mal hat jemand mich oder mein Gepäck durchsucht, als ich durch die Türen des Buckingham Palace ging.
An meinem ersten Arbeitstag erhielt ich die traditionelle Uniform eines vertrauenswürdigen Assistenten der Königin und einen Sicherheitsausweis, der mir Zugang zu allen Mitgliedern der königlichen Familie verschaffte. Und ein paar Tage nach Beginn des Dienstes wurden mir sogar die Verstecke mit den Schlüsseln zu den Schlafzimmern der Monarchen gezeigt.
Von dem kleinen Zimmer aus, das mir im ersten Stock des Palastes zugewiesen wurde - direkt über der berühmten Gemäldegalerie und nur wenige Meter vom Schlafzimmer der Königin entfernt - konnte ich einen verheerenden Terroranschlag planen und durchführen. Eine meiner direkten Aufgaben war es zum Beispiel, der Königin Tabletts mit Lebensmitteln zu liefern, so dass es für mich kein Problem wäre, die Monarchin zu vergiften.
Aber das Unglaublichste ist die fantastische Leichtigkeit, mit der es mir gelungen ist, eine Stelle im Palast zu bekommen. Es geschah im vergangenen August. Ich sah eine freie Stelle auf der offiziellen Website des Buckingham Palace und bewarb mich sofort. Ich habe natürlich keine Details über meine journalistische Laufbahn verraten. Im Lebenslauf habe ich eine reale Erfahrung mit meiner Arbeit [in einer Bar] und eine fiktive erwähnt. So begnügte sich der Palast mit einer telefonischen Empfehlung eines Stammgastes in einer Bar, in der ich einmal Barkeeper gewesen war.
Und um meine Lügen zu entlarven, hättest du einfach ins Internet gehen können...
Zwei Tage nachdem ich meinen Lebenslauf eingeschickt hatte, erhielt ich einen Anruf und wurde für den 7. August um 9.30 Uhr zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich wurde für die Stelle eines Lakaien oder Butlerassistenten in Betracht gezogen.
Am Tag des Vorstellungsgesprächs meldete ich mich in formeller Kleidung an der Rezeption des Buckingham Palace an und erhielt von einem Sicherheitsbeamten einen vorläufigen Ausweis. Yeoman Nigel McAvoy begleitete mich dann in das Büro im Untergeschoss, wo Sergeant Footman Matthew King und sein Stellvertreter Simon Hajjar bereits auf mich warteten. Nigel, der das Gespräch führte, erwies sich als ein angenehmer Mensch. Er erläuterte mir ausführlich, was zu meinen Aufgaben gehören würde, und begann dann, Fragen zu meinem Hintergrund zu stellen.
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Mein Hintergrund war folgender: Nach dem Studium hatte ich in meiner Heimatstadt Anglesey, Nordwales, eine Zeit lang als Kellner und Barkeeper gearbeitet, bevor ich Büroleiter in einem Farbenhersteller in Manchester wurde. Als Personen, die dies bestätigen können, habe ich einen ehemaligen Universitätsdozenten, einen fiktiven Geschäftsführer einer Malerfirma und den Inhaber einer Bar genannt.
Es dauerte knapp eine Woche, bis ich die Antwort wusste. Ich erhielt einen Anruf von Nigel, der mir mitteilte, dass ich angenommen worden war. Er fügte hinzu, dass es ein paar Wochen dauern könnte, bis ich die Sicherheitsfreigabe erhalte, aber er nannte mir sofort ein Datum für meinen ersten Arbeitstag - den 23. September. Die übrigen Formalitäten wurden mit beängstigender Geschwindigkeit erledigt. Bereits am 13. August wurde ich in den Palast zurückgerufen, um meine neue Uniform anzuprobieren.
Natürlich hat sich im Sicherheitssystem der britischen Monarchie seit 2003 viel verändert. Doch allein die Tatsache, dass ein Undercover-Journalist im Jahr XXI zwei Monate lang ungehinderten Zugang zum Buckingham-Palast hatte und sich ein Dutzend Möglichkeiten ausdachte, wie eine Person mit schlechten Absichten über ähnliche Privilegien verfügen könnte, ist schon erschütternd.
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